ELU Children Care Tansania
Lernen gegen die Armut e.V.

Nora Ballin, die ELU besuchen konnte

ELU-Schule, Tansania – Bericht Die ELU-Schule zu besuchen war für mich eines der schönsten Erlebnisse in Tansania. Ich heiße Nora, bin 18 Jahre alt und habe 2019 mein Abitur in Kiel gemacht. Der Plan war es im Jahr 2020 für drei Monate (Januar bis April) nach Morogoro in Tansania zu gehen und dort einer lokalen Hilfsorganisation namens NEREFO zu helfen, an die ich durch die deutsche Organisation inner vision e.V. vermittelt wurde. Vor Ort sollte und wollte ich also bei deren Projekten helfen und meine Erfahrungen machen. Über ein Mitglied von innervision erfuhr ich über die ELU-Schule und deren Verbindung nach Hamburg und hatte direkt große Lust dort einmal vorbeizuschauen. Sonja Zimowski leitete mir die Kontaktdaten von Erasto Luanda, dem Schulleiter, weiter und wir beide sprachen uns ab über meine Besuche. Erasto war einer der gastfreundlichsten und liebsten Menschen, die ich dort aber eventuell sogar überhaupt kennengelernt habe. Er zeigte mir die gesamte Schule von den Kindergartenräumen und dem Schulhof, der gesäumt von Ebenholzbäumen ist, bis hin zu den elften Klassen, den Schlafräumen und dem Labor. Er stellte mich den Lehrkräften vor und jeder einzelnen Klasse. Man merkte wie tief die Verbindung zwischen ihm und jedem einzelnen Kind dort ist. Die meisten kannte er beim Namen und seiner wurde jedes mal im Vorbeigehen ausgerufen. Meinen Namen lernten sie auch schnell und ich wurde von allen Seiten als „Auntie Nora“ gerufen. Erastos Philosophie beinhaltet, dass Lehrkräfte keine strengen Autoritäten sind, sondern Freunde und Freundinnen, weshalb alle Aunt und Uncle und nicht „mwalimu“, swahili für Lehrer, sind. Die „Kinder“, die teilweise schon älter als ich waren, waren extrem nett und einladend. Ich habe es sehr genossen, mit ihnen zu reden und zu basteln, zu spielen und ihnen Geschichten vorzulesen. Und das alles in nur der kurzen Zeit, in der ich da war. Besonders angenehm war die Situation jedoch auch deshalb, weil alle englisch geredet haben. Für mich war es in Tansania durchaus nicht selbstverständlich mich mit allen verständigen zu können und selbst diejenigen, die sich mit mir unterhalten konnten, waren entweder natürlich alle erwachsen und dann fühlte man sich doch schnell wieder ausgegrenzt, sobald sie wieder swahili miteinander sprachen. In der ELU-Schule wird aber viel Wert auf soziales Miteinander und Englisch gelegt und so fühlte man sich direkt wohl, da jede Lehrkraft und jedes Kind mich verstand und ich eben auch sie. Außerdem war es ein Geschenk, sich auch mit (kleinen) Kindern auseinander setzen zu können, die ja doch oft die interessantesten Geschichten auf Lager haben. Erasto lud mich zusätzlich auch zu sich nach Hause ein, wo normalerweise die Volunteers der ELU-Schule mitwohnen. Was an ihm besonders ist, ist, dass er sich diesen Traum dieser Schule einst in den Kopf gesetzt hat und hart dafür arbeitete und noch immer arbeitet, dass dieser wahr wird. Man merkt, wie viel Herzblut er für diese Sache gibt und dass er seine ursprüngliche Idee auch nach all den Jahren nicht vergisst. Wenn Kinder aus extrem schlechten Verhältnissen kommen oder sie zuhause nicht sicher sind, dann lässt er sie in der Schule komplett unentgeldlich wohnen und essen und er hat großes Interesse an dem Wohlergehen eines jeden seiner Schützlinge. Sein Plan ist auch noch nicht vollendet; er möchte den Kindern, die ihren Schlafplatz an der Schule haben, ermöglichen, dass das Schlafgebäude auf dem Schulgelände ist – momentan ist es ein separates Gebäude, das er extra mieten muss – und er möchte das Gebäude der secondary school um ein Stockwerk erweitern. Ich habe in Tansania viele Leute kennengelernt, die große Pläne haben oder mal hatten oder die Visionen haben, die so schön wären, wenn sie nur umgesetzt werden könnten. Und so schade es ist, schaffen es nur die wenigsten jene auch wirklich umsetzen zu können. Erasto schafft es nur mit extrem harter Arbeit und großen finanziellen Einbüßungen und auch einem gewissen Bewusstsein, wie solche Dinge schon rein ökonomisch laufen und eben manchmal auch nicht laufen, dass seine Träume nach und nach in Erfüllung gehen. Ich habe es sehr genossen, mich mit einem so ambitionierten Menschen auseinandersetzen zu können. Es war aber auch erfrischend jemanden zu finden, der über Tansanias Situation aufgeklärt war. Die Menschen dort sind glücklich, und das auch nicht nur, weil sie nicht wissen, „wie es sein könnte“, sondern auch weil sie mit dem zufrieden sind, was sie haben und davon konnte ich und könnten viele, die ich zuhause kenne, sehr gut lernen. Aber das bedeutet leider nicht, dass Tansania nicht auch ein extrem schwieriges Land ist mit einer instabilen Politik und einer problematischen Führung, einem sehr schlechten Gesundheits- und Bildungssystem, vielen schlimmen Krankheiten, Probleme mit der Hitze und mit der Regenzeit, mit Ungerechtigkeit und Arbeitslosigkeit und Hunger und leider vielem mehr. Und genau deshalb benötigt das Land Menschen wie Erasto, die das Land lieben und obwohl sie es wahrscheinlich könnten, es nicht verlassen wollen, es aber gleichzeitig nicht durch eine rosarote Brille sehen, sondern Probleme am Schopf packen und ihren Teil zu einer Verbesserung der Situation geben. Ich habe manche solche Leute in Tansania getroffen und gebühre ihnen großen Respekt. Alles, was ihnen eben fehlt, ist ein bisschen Unterstützung und eben die finanziellen Mittel. Ich werde nie vergessen, wie es war die Schulkinder kennenzulernen, von ihnen aus dem nichts gekuschelt zu werden, ihnen ein bisschen von mir zu erzählen, während sie mit großen Augen dicht um einen gedrängt sind, mit ihnen Schulbus zu fahren und auch wie ich ihnen aufgrund von Corona leider viel zu früh auf Wiedersehen sagen musste. Es war wirklich herzerwärmend und für mich wird es ein Wiedersehen auch auf jeden Fall geben.