Das Jahr 2018 war für mich ganz besonders, denn es war das Jahr, in dem ich meinen Traum erfüllen durfte. „Lebe deinen Traum“ so heißt die Botschaft vieler Bücher, Filme und Erwachsener. Aber häufig scheitern die Menschen an der Umsetzung, da es doch anstrengend ist, auf ein Ziel hin zu arbeiten. Mein Wunsch war mir in der sechsten Klasse jedoch schon glasklar und auch, dass es nicht an der Umsetzung scheitern würde. In der sechsten Klasse im Englisch Unterricht, haben wir Brieffreunde aus Tansania bekommen. Von diesem Tag an, stand mein Ziel fest und ich sparte jeden Cent, der mir in die Finger viel und tat ihn in meine Reisekasse. In der neunten Klasse meldete ich mich bei Frau Zimowski, denn ich wollte kein Risiko eingehen, dass ich in der elften Klasse keinen Platz mehr für ein Sozialpraktikum in Tansania bekommen würde. So reiste ich am 1.Oktober 2018 mit meiner Freundin nach Morogoro. Drei andere Mitschüler flogen mit uns und arbeiteten in der Waldorfschule in der Hauptstadt Dar Es Salaam. Erasto, der Schulleiter unserer Partnerschule in Morogoro, holte uns vom Flughafen ab. Nach einer langen Busfahrt, kamen wir am 2.Oktober 2018, endlich in Morogoro an. Ich weiß nicht, ob Sie das Gefühl kennen, wenn man es sich besser erträumt hat, als es dann in der Realität aussieht. Die Enttäuschung ist groß – richtig? Wie soll ich Ihnen nun mein Gefühl beschreiben, als ich in Tansania ankam und genau das Gegenteil erlebte, denn es war noch schöner, als ich es in meinen Träumen je angenommen hatte. Dieses wunderbare Gefühl wird immer ein Teil von mir bleiben!
Wir durften in unserer Praktikumszeit bei Erasto und seiner Familie wohnen. Vom ersten Moment an, nahmen sie uns in ihre Familie auf und ehrlich gesagt, wir sie auch in unsere! Schon nach zwei Tagen, war es für uns wie ein zu Hause.
Unsere Arbeit in der Schule (ELU – School) war unglaublich erfüllend. Manchmal waren wir von der Zuneigung der Kinder schier überwältigt. Unsere Aufgaben bestanden im Unterrichten von Musik, Malen und Tanzen. Außerdem haben wir einen Teil der Deutschen Geschichte und Märchen erzählt. Das Erzählen haben die Kinder sehr genossen.
Ich muss gestehen, ich hatte kein einziges Mal Heimweh nach Deutschland. Vielleicht fragen sich jetzt viele Menschen – WARUM, denn Tansania ist so weit weg und alles ist dort anders? Ich kann Ihnen eines sagen: „Wenn Sie dort gewesen wären, würden Sie mich verstehen!“
Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Doch ich sage: „Das stimmt nicht!“ Für mich ist es bis jetzt das reichste Land der Welt! Reich an Menschenliebe. Natürlich kann man nicht nur von Liebe leben, aber es war faszinierend zu sehen, mit wie wenig Materiellem man neben der Liebe auskommt (zu sehen, wie die Menschen miteinander umgehen). Die Religionen leben dort friedlich zusammen und noch wichtiger, sie respektieren sich untereinander! Die meisten Menschen besitzen kaum etwas, dennoch ist es nie zu wenig, um einem Anderen zu helfen. Ich weiß, das klingt sehr überzogen, aber ich habe Situationen erlebt, bei denen ich sagen würde: „Europa, schneide dir eine große Scheibe davon ab!“ Man merkt den Menschen die materielle Armut in ihrem Wesen nicht an. Auch meine Freundin und ich, mussten lernen, z.B. ohne regelmäßiges Wasser oder Strom auszukommen.
Die Natur Tansanias ist überwältigend. Straßenränder sind meist gesäumt mit Mangobäumen, in denen klein Affen sitzen. Es gibt weite Ebenen mit trockenem, gelbem Gras und Flüsse, um die es grünt und blüht. Besonders schön ist auch die rötliche Erde. Am Meer ist es wie im Paradies: weiße Sandstrände mit hohen Palmen und bunten Blumen.
Ich kam aus unserer hektischen Welt, an einen Ort, an dem es in Ordnung ist, für einen Moment auch mal zu genießen und überhaupt zu SEIN. „Hakuna Matata“ (alles kein Problem), heißt es dort und auch Fehler, die gemacht wurden, werden so toleriert.
Meine Brieffreundin konnte ich leider nicht treffen. Ich habe viel versucht und es sogar geschafft, mit ihr zu telefonieren, obwohl selbst das in ihrer Schule nicht oft erlaubt wird. Schule hat dort generell einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Die Eltern meiner Brieffreundin konnte ich besuchen. Ich tüftle aber bereits schon wieder an einem Plan, meine Brieffreundin doch noch treffen zu können.
Es war eine unglaubliche Zeit, die nun zu mir gehört. Gerne würde ich nach der Schule länger nach Tansania gehen. Ich habe so viele Geschichten, die ich erzählen kann, aber dafür müsste ich ein ganzes Buch verfassen (kommt vielleicht auch noch ;-). Sollten Sie Sich für meine Geschichten interessieren, sprechen Sie mich gerne in der Schule an, dann könnte ich Ihnen noch einige Anekdoten erzählen.
Zum Abschluss möchte ich noch sagen: „Ich habe des Öfteren Heimweh!“, ich vermisse meine (Gast-) Familie und das ganze Leben dort! Für mich ein gutes Zeichen, denn solches Weh ist oft der Anfang neuer Ideen!
Ich freue mich – Sie haben mit dem Lesen bis hierher durchgehalten :-). Ihnen allen alles Gute! Hoffentlich hatten Sie ein wenig Freude mit diesen Zeilen!